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Pressemitteilung
Gedenkstätte Bergen-Belsen zeigt künstlerische Auseinandersetzung mit Krieg
Künstlerinnenführung mit Gespräch am 25. Mai 2024
Lohheide, 25. Mai 2024
Im Rahmen ihrer gemeinsamen Ausstellung „WAR und ist KRIEG“ in der Gedenkstätte Bergen-Belsen bieten die Künstlerinnen Yvonne Salzmann und Sabina Kaluza am 25. Mai 2024 um 14.30 einen geführten Rundgang an.
Das Besondere an dieser Ausstellung: Drei europäische Künstlerinnen setzen sich in ihren Werken mit den Folgen von aktuellen und vergangenen Kriegen auseinander. Während Yvonne Salzmann und Sabina Kaluza in ihren Arbeiten den Blick auf die beiden verheerenden Weltkriege des 20. Jahrhunderts richten, ist das Werk der Ukrainerin Yuliia Shkvarchuk durch die Aktualität des brutalen russischen Angriffskriegs geprägt.
Die künstlerische Auseinandersetzung regt Besucher*innen an, sich mit der eigenen Familiengeschichte zu beschäftigten. „Sehr häufig höre ich in der Ausstellung, dass in den Familien nicht über die Kriegserlebnisse gesprochen wurde. Wenn Besucher*innen dann meine Arbeit anschauen und sie dadurch eine Vorstellung bekommen, wie es hätte auch bei ihnen sein können, weil sie keine Dokumente, Fotos oder Erinnerungsstücke haben, dann berührt mich das sehr“, so Yvonne Salzmann über bisherige Rückmeldungen.
Bereits anlässlich der Gedenkfeier zum 79. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsens am 5. Mai standen Yvonne Salzmann und Sabina Kaluza für Gespräche zur Verfügung. Eine Besucherin, durch das Betrachten der Bilder zur Reflektion angeregt, sagte: „Wir sprechen eigentlich auch nicht über Kriegsereignisse, weder über vergangene noch über aktuelle Geschehnisse. Wenn die Familie zusammenkommt möchte man sich nicht mit so schweren Themen belasten. Aber das sollten wir!“
Katrin Unger, stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen und Leiterin der Abteilung Bildung und Begegnung, fügt hinzu: „Gerade eine ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte trägt im Zusammenspiel mit historischer Bildung dazu bei, Kontinuitäten von individuellen und gesellschaftlichen Entwicklungen erfassen zu können. Das ist eine wesentliche Grundlage, um ein demokratisches Wertefundament entwickeln zu können. Daher freuen wir uns, diese gelungene Ausstellung bei uns in der Gedenkstätte zeigen zu können.“
Yvonne Salzmann und Sabina Kaluza sprechen am 25. Mai über ihre Werke und den Hintergrund der Entstehung. Dabei wird es unter anderem um den Einfluss gehen, den die Erfahrungen und das Handeln ihrer Vorfahren auf ihr Leben heute haben. Beim anschließenden Gespräch mit den Künstlerinnen gibt es Raum für Fragen, Anmerkungen und Gedanken aus dem Publikum. Katrin Unger wird das Gespräch moderieren.
Informationen zu den ausgestellten Werken:
Die ukrainische Fotografin Yuliia Shkvarchuk zeigt in ihrer Arbeit ‚Grüße aus Chernihiv‘ Fotos aus der Stadt Chernihiv im Norden der Ukraine und wie der Krieg das Leben der Menschen verändert hat. Die Künstlerin hat ihre Arbeiten, neben einigen Plakatbildern, als Postkarten auf einem Postkartenständer wie in einem Touristikbüro präsentiert. Der Hintergrund: Die Ukraine im Besonderen ist seit Tschernobyl ein Ziel für Katastrophentourismus, auch dark tourism genannt. Die Einnahmen der Postkarten gehen als Spende direkt an die Menschen in der Stadt Chernihiv.
Yvonne Salzmann zeigt überblendete Bilder aus dem 2. Weltkrieg mit Bildern aus dem Familienalbum. Sie geht der Frage nach, wie sich Kriegserfahrungen und Täterschaft auf nachfolgende Generationen auswirken. Zwei Kurzfilme ‚OPAPA‘ und ‚DAS FOTOALBUM‘ werden ebenfalls gezeigt. Die Filme beziehen sich auf ein gefundenes Tagebuch ihres Urgroßvaters Gottfried Täuber aus dem 1. Weltkrieg und auf ein Fotoalbum ihres Großvaters Gerhard Giera, der im 2. Weltkrieg an der Besetzung Norwegens teilgenommen hat.
Mit zwei Stelen zeigt die Konzeptkünstlerin Sabina Kaluza ihre persönliche Auseinandersetzung mit dem generationenübergreifenden Trauma, das durch die Schicksale ihrer Großväter während des Zweiten Weltkriegs entstanden ist. Die beiden Stelen, „Heeresgruppe mit Franz“ und „Jedem das Seine! Leo“, erinnern an die individuellen Geschichten von Leo, dem polnischen politischen Häftling, der am Ende des Krieges in einem Konzentrationslager ums Leben kam und Franz, dem deutschen Wehrmachtsoldaten, der beim D-Day in die amerikanische Gefangenschaft kam. Gleichzeitig reflektieren sie das breitere Erbe von Opfern und Tätern dieses Krieges.
Die Sonderausstellung ist vom 4. Mai bis zum 2. Juni 2024 täglich von 10 bis 18 Uhr zugänglich. Der Eintritt ist frei.
Kontakt für Rückfragen:
Stephanie Billib
Stiftung niedersächsische Gedenkstätten
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